Rückblick Unwetter 14.07- 18.07.2021

Die Gemeinde Inden ist auch vor den starken Regenfällen am Mittwochabend (14.07.) nicht verschont geblieben.

Der erste Einsatz begann am besagten Mittwochabend gegen 19:00 Uhr. Hier wurde der Leiter der Feuerwehr darüber informiert, dass in der Merödgener Straße ein Trafohaus und eine Pumpstation mit Wasser aus der Inde voll zu laufen drohte. Die Pumpstation dient dazu, die Abwässer der Gemeinde Inden in die Kläranlage zu pumpen. Es handelte sich somit um ein wichtiges Gebäude, das geschützt werden musste. Hier wurde die Löschgruppe Lucherberg alarmiert. Die Kameraden rückten dann mit Sandsäcken in die Merödgener Straße aus. Die Sandsäcke wurden zum Schutz des Trafohauses genutzt. Ebenfalls wurden Pumpen eingesetzt, um das doch eindringende Wasser abzupumpen. Da das Wasser der Inde stetig stieg, wurde der Energieversorger zum Abschalten des Trafos hinzugezogen. Zusätzlich wurde die Löschgruppe Inden/Altdorf alarmiert, um beim abpumpen zu unterstützen. Der Pegel der Inde stieg immer weiter, so dass das Wasser bereits über die Merödgener Straße auf die angrenzenden Wiesen floss. Es war absehbar, dass man hier erst wieder tätig werden konnte, wenn der Pegel gesunken ist. Somit rückte die Löschgruppe Inden/Altdorf wieder ein, verblieb aber in Bereitstellung im Gerätehaus Inden/Altdorf. Die Löschgruppe Lucherberg sicherte die Einsatzstelle ab.

Um 22:07 Uhr ging ein Brandmeldealarm vom Haus Katharina in Lamersdorf ein. Hier wird automatisch der Löschzug 1 alarmiert. Dies sind dann die Löschgruppen Frenz, Lamersdorf und Inden/Altdorf. Alle freien Kräfte fuhren zum Altenheim. An der Brandmeldeanlage konnte man erkennen, dass mehrere Melder im Keller ausgelöst hatten. Bei der Erkundung stellte man optisch und per Gehör fest, dass die Baugrube direkt nebenan bereits voll Wasser stand und in den Keller lief. Kurze Zeit später fiel der Strom aus und die Notbeleuchtung schaltete sich ein. Da auch hier das Wasser immer weiter stieg, mussten mehrere Bewohner in das 1. Obergeschoss gerettet werden. Im Verlauf des Einsatzes mussten die Feuerwehrfahrzeuge in Richtung Ortsmitte versetzt werden, da die Mittelstraße immer weiter mit Wasser voll lief. Da der organisatorische Leiter Nord des Rettungsdienstes Düren (OrgL Nord RDKD) bereits vor Ort war, (er ist Mitglied der Löschgruppe Lamersdorf) sichtete dieser die betroffenen Personen. Zusammen mit der Einsatzleitung und dem Personal des Altenheims wurde abgestimmt, dass die Personen erst mal bis zum nächsten Morgen sicher sind und man dann die Lage neu beurteilt.

Am nächsten Tag war das Wasser immer noch nicht zurückgegangen und ein zuschalten des Stroms war auch nicht absehbar. Somit musste evakuiert werden. Hier wurde zuerst versucht, mit LKW und Traktor an das Gebäude zu kommen. Das aber ohne Erfolg. Die Bewohner wurden anschließend mittels Schlauchbooten, und einem Boot vom DLRG gerettet. Im Anschluss wurden die evakuierten Personen durch den Rettungsdienst übergangsweise in die in Turnhalle Lucherberg gebracht. Die Personen wurden dort vom DRK betreut. Hierfür waren zwei Löschgruppen aus Nörvenich, eine aus Langerwehe, das DRK Schlich, der RDKD (Rettungsdienst Kreis Düren), die Löschgruppe Frenz, Lamersdorf und Schophoven eingeteilt. Koordiniert wurde das Ganze durch den OrgL Nord und den Führungsdienst des RDKD in Zusammenarbeit mit der Führung der Feuerwehr Inden.

Unwetter 14 07 18.07 Haus Katarina

Da in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag abzusehen war, dass das Unwetter noch andauert und bereits viele Notrufe in der Leistelle in Stockheim eingegangen sind, wurde die Unwetterzentrale im Gerätehaus Inden besetzt. Hierfür gibt es speziell ausgebildetes Personal. Im Gerätehaus Inden steht den Kameraden ein PC mit Internet, Zugang zum Leistellen System, Funk und bei Stromausfall ein großer Stromerzeuger zur Verfügung. Die Notrufe werden von der Leistelle in Stockheim, welche ebenfalls ihre Personalstärke hoch gefahren hatte im System eingepflegt und an die Unwetterzentrale übermittelt. In der Unwetterzentrale werden dann die Einsätze anhand ihrer Prioritäten sortiert und dementsprechend den Einheiten zugeteilt. Damit der Funk des Kreises Düren nicht überlastet ist, hat jede Gemeinde Ihren eigenen Funkkanal. Dieser wurde auch bei diesem Unwetter freigeschaltet und benutzt. So konnte die Unwetterzentrale per Funk den einzelnen Einheiten die Einsatzaufträge durchgeben.

Da der Pegel weiterhin stieg, drohte auch das Gerätehaus Inden und das Rathaus voll zu laufen. Der Vorplatz des Gerätehauses Stand bereits unter Wasser. Der Stab für Außergewöhnliche Ereignisse (SAE), welcher von der Verwaltung der Gemeinde Inden besetzt wird, befand sich im Rathaus. In unmittelbarer Nähe zum Gerätehaus Inden steht ein Sendemast für Internet, egal ob Kabel- oder Mobilnetz. Da hier wahrscheinlich mittlerweile auch Wasser eingedrungen war, fiel das Netz aus. Somit hatte man weder über Handy noch über  Computer Verbindung zur Leistelle, anderen Organisation und Behörden. Nach Rücksprache mit der Feuerwehr Langerwehe zog die Unwetterzentrale in das Gerätehaus nach Langerwehe um. Von dem Zeitpunkt an wurde von Langerwehe aus alles koordiniert. Das Gerätehaus Inden und das Rathaus ist zum Glück vom Wasser verschont geblieben.

Unwetter 14 07 18.07 Gerätehaus

Bis tief in die Nacht wurden Einsatzstellen abgefahren, kontrolliert und bewertet. Hier wurde kontrolliert, ob Straßen noch befahrbar sind oder vom Ordnungsamt gesperrt werden mussten. Der Bauhof der Gemeinde nahm dann die Sperrungen vor. Es liefen immer mehr Meldungen auf, dass sich noch Personen in Häusern befinden, die sich mittlerweile in das 1. Obergeschoss gerettet hatten, da das Erdgeschoss mehrere Meter Unterwasser stand. Diese Wohnungen und Häuser wurden angefahren und es wurde geklärt wie mit den Personen verfahren wird. Teilweise konnten die Straßen nicht mehr mit den Feuerwehrfahrzeugen befahren werden, da selbst die relativ hohe Wattiefe (Maximale Gewässertiefe, die mit dem Fahrzeug durchquert werden kann) der Fahrzeuge nicht mehr ausreichte. Daher wurde oft eine Kombination aus Traktor/LKW und Feuerwehrautos entsandt. Nur so kam die Feuerwehr zu vielen Einsatzstellen.

Da abzusehen war, dass die Personen auch am Donnerstag ihre Wohnungen nicht mehr alleine verlassen konnten, wurde stellenweise die Evakuierung eingeleitet. An dieser Stelle möchten wir allen Unternehmen und Privatleuten danken, die der Gemeinde Inden mit ihren Fahrzeugen zur Verfügung standen und Hilfe angeboten hatten. Dies war für alle eine große Erleichterung. Ohne diesen Einsatz wäre Vieles nicht möglich gewesen. Die betroffenen Personen wurden dann ebenfalls zur Turnhalle in Lucherberg gefahren, falls sie nicht bei Bekannten oder Verwandten unterkommen konnten. Am Donnerstag wurde ca. 100 Personen in Sicherheit gebracht.

In den einzelnen Ortsteilen blieben die Gerätehäuser über die Nacht dauerhaft besetzt und dienten den Anwohnern ohne Strom und Telefon als Anlaufstelle. In regelmäßigen Abständen wurden durch die schichtweise eingesetzten Kameraden Kontrollfahrten durch die Orte durchgeführt. Somit konnten sich die restlichen Einsatzkräfte ausruhen, da sie bereits teilweise über 12 Stunden im Einsatz waren.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag spitzte sich die Lage zu. Die Einsatzleitung wurde durch den Wasserverband Eifel-Rur darüber informiert, dass 230cbm/s Wasser über mehrere Stunden aus dem Staubecken Obermaubach abgelassen werden mussten. Daher wurden regelmäßig die Pegelstände der Rur in Höhe Schophoven durch die Feuerwehr beobachtet, damit die Bewohner frühstmöglich bei einem Übertritt der Rur gewarnt werden konnten. Im Hintergrund wurde eine mögliche Evakuierung der betroffenen Bewohner geplant. Glücklicherweise stieg der Pegel der Rur aber nicht so hoch, wie befürchtet.

Der Pegel der Inde begann am Donnerstag zu sinken, als sich die Wassermassen einen Weg über die Ufer ins alte Indebett gesucht hatten, dieses frei spülten und in den Tagebau Inden flossen. Hierbei ist leider ein Mitarbeiter des Tagebau Inden ums Leben gekommen. Unser Mitgefühl gehört der Familie, Verwandten und Bekannten. In der Gemeinde Inden haben wir glücklicherweise keine weiteren Todesfälle zu beklagen. Die Lage an der Inde entspannte sich stündlich mehr.

Unwetter 14 07 18.07 Tagebau

In den kommenden Tagen ging es in erster Linie darum, das Wasser aus Kellern und Innenhöfen heraus zu pumpen. Hier wurden wir ebenfalls durch verschiedene Feuerwehren unterstützt. Dies waren eine Einheit mit einem HFS (Hytrans Fire System) aus dem Hochsauerlandkreis, Einheiten aus Siegen Wittgenstein, Langerwehe, Aldenhoven, Hürtgenwald, Heimbach, Niederzier, Nörvenich, Vettweiß, Merzenich und dem FTZ (Feuerschutztechnisches Zentrum) in Stockheim.

Hier bedanken wir uns ebenfalls für die unermüdliche Unterstützung!

Eine kleine Anmerkung: Wir konnten nicht am ersten Tag alle Keller leer Pumpen. Das war personell und ausrüstungsmäßig gar nicht machbar. Wir bitten hier um Verständnis. Teilweise konnten die Keller noch nicht abgepumpt werden, da Wasser noch nachlief. Teilweise drückte das erhöhte Grundwasser so schnell wieder in die Kellerräume, dass diese nach kurzer Zeit wieder überflutet waren. Hier mussten die Drainage-Rohre verschlossen- oder mit Rohren versehen werden.

In enger Abstimmung mit dem Energieversorger wurden die Keller leer gepumpt, damit der Strom wieder in den betroffenen Straßenzügen zugeschaltet werden konnte. Durch die Hochwasserlage waren zeitweise 2300 Personen ohne Strom.

Das eben erwähnte HFS System wird in NRW 7 Mal in den verschiedenen Regierungsbezirken vorgehalten. Dieses System ist auf die Förderung von großen Wassermengen ausgelegt. In der Gemeinde wurde das HFS System in der Goltstein Schule mit Turnhalle und in der Hauptstraße eingesetzt. Hier wurden zwischenzeitlich bis zu 9.000l/min gefördert, mit normalen Feuerwehrpumpen kommt man im Schnitt auf 1.600l/min. Neben der großen Menge an voll gelaufenen Kellern kam erschwerend hinzu, das manche Keller mit einem Öl-Wasser-Gemisch von den Ölheizungen voll standen. Dieses wurde durch spezielle Kräfte der Feuerwehr abgepumpt und dabei das Öl vom Wasser getrennt.

Unwetter 14 07 18.07 Pumpe

Unwetter 14 07 18.07 HFS

Da alle Einheiten der Feuerwehr Inden gebunden waren, wurde der Grundschutz durch die Feuerwehr Langerwehe sichergestellt. Am Freitag, 16.07 um 20:53 Uhr, kam es zu einen Brandereignis in der Straße „Am Gutshof“. Hier sollte der Dachstuhl brennen. Die Feuerwehr Langerwehe (die glücklicherweise nur eine Straße weiter stand und gerade einpackte) und alle freien Kräfte der Feuerwehr Inden machten sich auf den Weg. Vor Ort stellte man einen Zimmerbrand fest, welcher drohte auf den Dachstuhl über zu greifen. Der Brand konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. nachdem alle Glutnester per Wärmebildkamera gefunden und abgelöscht waren, konnte der Einsatz beendet werden. Hier hat sich auch wieder gezeigt, dass die interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren super funktioniert. Bei den Löscharbeiten verletzte sich eine Kameradin, welche per Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Darüber hinaus gab es glücklicherweise keine weiteren Verletzten.

Im Verlauf des Samstags konnten die (vorerst) letzten Einsatzstellen abgearbeitet werden. Damit wurde die Unwetterzentrale am Abend zurück gefahren und die Einsätze wurden wieder über die Leistelle in Stockheim koordiniert. In der Nacht von Samstag auf Sonntag und Sonntags wurden vereinzelt Löschgruppen alarmiert, weil wieder einzelne Keller voll gelaufen waren. Die Einsätze finden sie hier. Die kommenden Tage bestanden darin, die Ausrüstung zu warten und säubern, um die vollständige Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Der letzte überflutungsbedingte Einsatz konnte am Mittwoch, 21.07., abgearbeitet werden.

Zum Schluss noch ein paar geschätzte Zahlen. Es wurden ca. 260 Einsatzstellen abgearbeitet. Manche Kräfte mussten nach über 20 Stunden Einsatzzeit abgelöst werden. In der Gemeinde Inden sind ca. 1200 Personen vom Hochwasser betroffen.

Die Feuerwehr Inden bedankt sich bei Allen die uns mit Geräten und Manpower unterstützt haben. Ohne diese externe Hilfe hätte man diese Katastrophe nicht bewältigt bekommen. Die Hilfsbereitschaft war enorm! Sei es mit Verpflegung oder Gerätschaften. Vielen Dank!

Hier finden Sie noch weitere Bilder:

http://www.feuerwehr-inden.de/informationen/fotos/event/einsaetze/2021UWSInden

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Letzte Einsätze

MeldungDatum
Ölfleck und Ölspur 22.04.2024
Kaminbrand 17.04.2024
Tierkadaver 14.04.2024
Wasser in Keller 27.03.2024
Ölspur 08.03.2024

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